Neulich betrat eine etwa 60-jährige Frau meine Praxis. Im Beratungsgespräch sagte sie zu mir: „Ich weiß gar nicht ob ich richtig bin, ich bin doch schon viel zu alt! Bestimmt hätte ich früher kommen müssen und jetzt ist es zu spät.“
Voraussetzung für späten Behandlungserfolg
Das stimmt nicht! Zahnstellungskorrekturen, aber auch Kieferstellungskorrekturen können in jedem Alter durchgeführt werden. Eine wichtige Voraussetzung ist lediglich, dass die Zähne und das Zahnbett, also der Kieferknochen, gesund sind. Sicherlich sind manche Korrekturen von Kieferfehlstellungen während des Wachstums leichter als bei Erwachsenen, aber auch in höherem Alter ist eine Korrektur definitiv möglich! Fragt sich daher: Was ist das korrekte Alter? Oder was ist das beste Alter? Wie schon in mehreren Beiträgen beschrieben, ist es sicher ideal, möglichst frühzeitig den Kieferorthopäden aufzusuchen.
Wie sieht eine effiziente Behandlung aus?
Ob eine Behandlung sofort notwendig ist oder noch abgewartet und später durchgeführt werden kann, hängt in vielen Fällen von den Behandlungsmaßnahmen ab. Bitte daher auf jeden Fall Deinen Kieferorthopäden, Dir den Zeitpunkt für eine möglichst effiziente Behandlung vorzuschlagen. Effizienz bedeutet aber nicht notwendigerweise die kürzest mögliche Behandlung oder die günstigste Behandlung. Natürlich sollte beides berücksichtigt werden. Die effizienteste Behandlung kann in manchen Fällen auch in zwei Schritten erfolgen: eine frühzeitige, sehr kurze Behandlung und dann zum späteren Zeitpunkt eine weitere.
Langzeitbehandlung oder kurz und invasiv?
Die erste ermöglicht ein harmonisches Wachstum, die zweite, einfachere, ist nur noch eine Feineinstellung zur Korrektur. Dies kann unter Umständen sinnvoller sein als eine spätere Behandlung ohne Vorbehandlung. Insgesamt ist die Behandlungszeit in diesem Fall zwar kürzer, dafür aber vielleicht invasiver. Das heißt, es müssen möglicherweise Zähne entfernt werden. Letztlich hängt die Entscheidung für einen Behandlungsweg von den persönlichen Vorlieben des Patienten ab.
Ungeachtet dessen ist die häufigste und beste Zeit für eine Behandlung im frühen Teenageralter. In dieser Phase spielt sich die endgültige Zahnentwicklung ab. Sie kann optimal genutzt werden, da in der Regel noch keine erschwerenden Faktoren wie bei älteren Patienten vorliegen. Das sind zum Beispiel Zahnersatz, Kiefergelenksbeschwerden oder Probleme mit dem Zahnfleisch, die bei der sogenannten Parodontitis (Zahnbettentzündung) die Behandlung komplizierter machen.
Behandlung im Erwachsenenalter
Das heißt nicht, dass eine Behandlung nicht auch im Erwachsenen- oder sogar Seniorenalter durchgeführt werden könnte. Sämtliche Fehlstellungen sind auch im Erwachsenenalter korrigierbar. Es kann allerdings sein, dass Betroffene dann Kompromisse eingehen müssen, weil die Grundvoraussetzungen einfach nicht mehr ganz so gut wie im Kindes- und Jugendalter sind. Aber niemand muss sich mit einer schlechten Zahnstellung und einem unschönen Lächeln zufriedengeben! Ganz im Gegenteil. Gerade für Erwachsene gibt es heutzutage viele gute Möglichkeiten, die Zähne schonend, und sogar unsichtbar zu korrigieren! Wichtig ist auch hierbei eine langfristige Planung.