Um es gleich vorweg zu sagen: Nicht in jedem Falle gibt es Alternativen zum Außenbügel. Ob eine Alternative möglich ist, kommt auf die Zielsetzung an. Wenn es darum geht, das Wachsen des Oberkiefers zu steuern, dann gibt es keine echte Alternative. In manchen Fällen ist möglich, den Unterkiefer etwas weiter nach vorne zu bringen, statt den Oberkiefer zu bremsen. Das setzt aber voraus, dass das Problem eindeutig nicht im zu weit vorn befindlichen Oberkiefer besteht. Denn dann hieße das Ende vom Lied: Beide Kiefer stehen falsch. Das kann niemals das Behandlungsziel sein. Nur in Fällen also, bei denen der Oberkiefer nur ein wenig zu weit vorn und der Unterkiefer ein wenig zu weit zurückliegt, ist dies eine denkbare Lösung. Das ist im Einzelfall zu entscheiden!
Seitliche Zähne ziehen
Stehen die Zähne zu weit vor, gibt es eine weitere klassische Möglichkeit: das Entfernen von Zähnen im Seitenzahnbereich. Dadurch entsteht weiter hinten im Kiefer mehr Platz, und die vorderen vorstehenden Zähne können diesen freigewordenen Platz für ihr Wachstum nutzen, statt den Kiefer nach vorne zu drücken, um dort Platz zu bekommen. Gerade in ausgeprägten Fällen kann dies sinnvoll und die effektivste Lösung sein.
Distalisationsapparaturen
… sind eine weitere Alternative. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich eine im Mund (nicht außen!) angebrachte Apparatur, die die seitlichen Zähne weiter nach hinten schiebt. Leider stützt sie sich dazu aber oft an den vorderen Zähnen ab. Und das kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Zum Beispiel, dass nicht nur die hinteren Zähne nach hinten wandern, sondern auch die vorderen weiter nach vorne. Aus der Physik kennen wir das als reziproke Kraft. Um das zu vermeiden, stützen sich manche dieser Apparaturen zusätzlich am Gaumen ab. Das funktioniert schon besser, hat aber auch oft Nachteile. Die Apparatur ist zum Beispiel deutlich größer und stört mehr. Oder es kommt zu Druckstellen. Also wieder keine guten Nachrichten. Oder? Doch, es gibt auch Positives zu berichten. Man kann diese Nebenwirkungen tatsächlich vermeiden.
Mini-Implantate
Dabei helfen so genannte Mini-Implantate. Das sind sehr kleine Schrauben, die etwa so groß sind wie die Spitze einer Kugelschreibermine. Diese kleinen Implantate verhindern, dass die Apparatur sich in eine ungewünschte Richtung verschiebt. Implantation? Das heißt doch sicher, dass operiert werden muss. Nein! Diese Mini-Implantate sind nicht nur Mini wie der Name es schon verrät, sie einzusetzen geht schnell, einfach und ist nahezu schmerzfrei. Die Schrauben müssen nämlich nicht fest mit dem Kiefer verwachsen. Sie werden in den Kiefer eingesetzt und sorgen so für eine rein mechanische Stabilität. Eine einfache Oberflächenbetäubung mit extra kleinen Spritzen reicht aus oder sogar nur ein Gel, das aufs Zahnfleisch aufgetragen wird. Das Einsetzen so einer Schraube dauert in der Regel weniger als eine Minute. Später wird die Schraube einfach herausgedreht.
Und welche Nebenwirkungen gibt es hierbei?
Nun, die Schrauben können sich gelegentlich lockern. In diesem Fall entfernt sie die Kieferorthopädin und setzt einfach neue Schrauben ein, sofern sie noch nötig sind.
Mini-Implantate sind also eine schöne und einfache Sache, die in vielen Fällen den Außenbügel ersetzen können. Aber eben leider nicht in allen Fällen. Sprich mit Deinem Kieferorthopäden über Deine Sorgen und Wünsche. Frage nach, ob eine der Alternativen für Dein Kind in Frage kommt.
HINWEIS: Dieser Blog dient ausschliesslich der Patienteninformation, um aktuell gängige kieferorthopädische Behandlungen und Konzepte verständlich zu machen. Es ist kein Ort, um alternative Behandlungsmöglichkeiten online zu diskutieren. Er ist ebensowenig dafür erstellt, in Kommentaren beschriebene Fälle zu diagnostizieren, zu bewerten oder Behandlungspläne für Leser auszuwählen. Wir bitten um Verständnis dafür, dass es bei Zehntausenden von Lesern jeden Monat leider nicht möglich ist, auf alle Fragen und Kommentare zu antworten. Bitte lies deshalb die Kommentare, die mit jedem Artikel verbunden sind. Oft werden wiederholt ähnliche Fragen gestellt, die an anderer Stelle bereits beantwortet wurden. Die hier veröffentlichten Meinungen und Informationen sind urheberrechtlich geschützt und können nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors und gegen eine zu vereinbarende Lizenzgebühr verwendet werden.