„Mit den Zähnen kann man auch harte Dinge abbeißen, die müssen unglaublich fest im Kiefer eingebaut sein“, denken viele. Das stimmt aber nur zum Teil. Natürlich sollten bei einem gesunden Menschen die Zähne nicht locker sein, aber sie sind auch nicht in Stein gemauert. Vielmehr sind sie tatsächlich immer etwas beweglich.
Verankerung der Zähne
Die Zähne stecken mit ihrer Zahnwurzel in einem dafür vorgesehenen Fach im Kieferknochen. Zwischen Zahnwurzel und Fach besteht ein kleiner Zwischenraum, in dem sich feine Fasern zwischen Zahnwurzel und Kiefer spannen. Der Zahn ist also gewissermaßen im Kiefer aufgehängt. In diesem Zwischenraum befinden sich aber noch andere Strukturen, wie zum Beispiel Blutgefäße.
Die Bewegung mittels einer Zahnspange
Wird nun also ein Zahn bewegt, wird er auf einer Seite seines Knochenfaches gegen die Wand gedrückt, auf der anderen Seite davon weggezogen. Dort, wo der Zahn gegen den Kieferknochen drückt, werden auch die Blutgefäße zugedrückt und es entsteht Sauerstoffmangel. Sauerstoffmangel mag der Körper überhaupt nicht. Deshalb schickt er nach und nach Zellen, die den Knochen in diesem Bereich langsam abbauen, damit wieder Sauerstoff zugeführt werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite, also dort, wo die Zahnwurzel vom Knochen weggedrückt wird, sind die Fasern höchst gespannt. Ihr Ziehen am Knochen löst in diesem Bereich einen Knochenanbau aus. Nun wird also auf der Druckseite Knochen abgebaut, während auf der Zugseite Knochen angebaut wird. Das Knochenfach verschiebt sich also parallel zum Zahn. Um das mit einem Bild zu veranschaulichen: Ein Schiff (der Zahn) liegt an einem Anker, der sich verhakt hat und nur schwer vom Meeresgrund lösen lässt. Nun wird das Schiff von einem Lotsen in den Hafen gezogen, ein anderes schiebt von hinten. Durch die Zugkraft auf der einen Seite und die Druckkraft auf der anderen löst sich der Boden am Anker und wird abgebaut, sodass das Schiff vorwärtsfahren kann. Im Hafen kommt die Anlegestelle immer näher, dort verringert sich der Abstand. Das Schiff wird hier vertäut. So werden Zähne bewegt.
Ist die Zahnbewegung schmerzhaft?
Jetzt wird klar, dass Zähne sich zu jeder Zeit bewegen können. Sie brauchen nur eine intakte Zahnwurzel, die Haltefasern an der Zahnwurzel und einen gesunden Kieferknochen. Dazu noch etwas Druck von einer Seite über einen ausreichend langen Zeitraum. Dann bewegt sich der Zahn. In jedem Alter! Je nach Stoffwechsellage und Alter kann dies zwar unterschiedlich schnell von statten gehen, aber es geht. „Tut das nicht weh?“, fragen viele Patienten. Ja, mal mehr, mal weniger. Aber insgesamt gesehen ist das nicht so schlimm. Insbesondere in der Anfangsphase einer jeden Bewegung ist es am unangenehmsten. Danach, abhängig von der Stärke der Bewegung, verschwindet dieser Druckschmerz schnell wieder. Bei den meisten losen, herausnehmbaren Zahnspangen dauert dies nur Minuten bis wenige Stunden. Bei festsitzenden Zahnspangen bleibt die Empfindlichkeit meistens etwa zwei bis drei Tage bestehen, bei der ersten Aktivierung auch schon mal fünf Tage. Nach und nach gewöhnt man sich aber daran. Wer stärker leidet, kann auch ein leichtes Schmerzmittel nehmen. Allerdings sollte es nicht gleichzeitig entzündungshemmend wirken, da dies die Umbauprozesse der Kieferknochen beeinträchtigt. Das bedeutet, der Druck des zu bewegenden Zahnes bleibt bestehen, der Knochen baut sich jedoch nicht ausreichend um und die Zahnbewegung verlangsamt sich oder bleibt vollends aus. Auch Rauchen verschlechtert die Zahnbewegung. Darüber hinaus gibt es bestimmte Erkrankungen oder Medikamente, die ungünstig für eine Zahnbewegung sind. In diesen seltenen Fällen wird Dein Kieferorthopäde diese Thematik mit Dir besprechen und alternative Lösungen vorschlagen.
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